Die heurige Clubausfahrt fand vom 11.06. bis 13.06.2010 statt und führte uns zum Basisquartier nach Toblach, von wo aus weitere Touren geplant waren.
Bei herrlichem Sonnenschein und bester Wettervorhersage fürs Wochenende starteten 14 Motorräder mit insgesamt 20 Teilnehmern um 08:30 Uhr bei der Mol-Tankstelle in Liezen.
Wie immer fuhren wir in Gruppen: die „Schnellen“, die „Normalen“ und unsere „Gemütlichen“ (hierbei handelt es sich um die früher auch als „Muppets“ bekannte Gruppe, die sich bei dieser Ausfahrt „Seniorengruppe Honda“ nannte).
Liachtal und Notschi hatten neue Motorräder gekauft, und wollten ihre Geräte erst kennenlernen, sie starteten daher in der mittleren Gruppe. Nach exakt 12,5 km (noch vor Trautenfels) kannten sie ihre Motorräder schon so gut, das sie zur 1er Gruppe aufschlossen und brav mitfuhren (so, jetzt weißt du`s Evi; Notschi wollte es dir ja nicht sagen, damit du dir keine Sorgen machst!).
Somit hatten wir in der schnellen Gruppe ca. 735 PS, verteilt auf 5 Motorräder, ich glaube, es hat noch selten eine so stark besetzte 1er Partie gegeben!
Auf der Bergsonderprüfung Nockalm ließen wir diese Pferde besonders heftig galoppieren, sodaß der Fahrer eines blau-weiß lackierten BMW Motorrades, das so seltsame Leuchten aufmontiert hatte, ziemlich erschrak, als wir in voller Schräglage aus der Kurve heraus auf ihn zurasten. Eine Verfolgung erschien dem Polizisten zwecklos, stattdessen baute er sich sofort am Streckenrand auf und wartete mit der Radarpistole auf Kundschaft, und tatsächlich, kurz darauf kam unsere „Seniorengruppe“ daher. In dieser Gruppe befand sich der amtsbekannte Huber Erich, der erst vor kurzem bei der „Luber-Werner-Gedenkfahrt“ ein € 50,00 Ticket für seine Goldwing wegen der massiven Tempoüberschreitung von 15 km/h gelöst hatte. Diese erzieherische Maßnahme hatte gewirkt, und so führen unsere Muppets freundlich winkend am Streckenposten vorbei.
Bei der ersten ernstzunehmenden Kreuzung hatte sich unser Gruppenführer Kurti Z. bereits verfahren (geradeaus, statt rechts Richtung Nockalm), was ihn extrem aufregte. Angeblich überlegt man bei BMW ja bereits (nach Anregungen von älteren, betuchten, aber teilweise kurzsichtigen Kunden aus Österreich) auf allen Modellen NAVIS in Fernsehbildschirmgröße zu montieren… Nach diesem Fauxpas ärgerte sich unser Kurti und zog heftig am Kabel, was aber wieder nicht so gut war, denn er löste die am Ortsanfang aufgestellte Geschwindigkeits-Messanzeige aus: „Sie fahren 41 Km/h“ stand da zu lesen, ????? ob diese Angabe korrekt war wollen wir hier nicht näher erläutern.
So ging es dann bei herrlichem Sonnenschein ohne weitere Zwischenfälle weiter Richtung Süden, abgesehen davon, dass in unserem Nachbarbundesland Kärnten von einem seltsamen Phänomen berichtet wurde. Angeblich waren auf der gefahrenen Strecke wild gestikulierende Personen in ihren Bürgerkäfigen gesichtet worden. Diese schalteten darüberhinaus die Blinker wahllos rechts und links ein, manche sogar die Warnblinkanlage! Dieses Phänomen war mehrmals zu beobachten, angeblich immer nachdem die ersten drei der 1er Partie das betroffene Fahrzeug überholt hatten . . .
Am späteren Nachmittag kamen wird in Toblach an, wo in unserem Quartier schon eine hübsche Kellnerin mit dem typisch südtirolerischen Namen „Vladimira“ auf uns wartete. Die ersten wohlverdienten Biere klatschten um die trockenen Mandeln und sorgten für Wohlbefinden. Dieses verging uns aber bald, als wir sahen, dass nicht nur die Kellnerin, sondern auch der Wirt (und vor allem auch der Hotelkoch) etwas überfordert waren. So bestand der provisorische Hotelchef darauf, dass wir unser Abendessen im Speiseraum des Hotels einnehmen müssten (in Italien sei dies so üblich!). Der schöne Sonnenuntergang auf der warmen Terrasse war somit verloren. Aber auch das Abendessen selber war ein wenig skurril: so musste man auf einem Zettel das gewünschte Menu ankreuzen; die Kellnerin sammelte diese Zettel ein und . . . brachte dann erst recht wieder, was sie wollte (oder der Koch gerade wollte); seltsame Sitten . . . . naja, die „Hauptspeise“ hat angeblich gut geschmeckt, es war „gegrilltes Gemüse“:
1 (in Worten: eine!) Gurkenscheibe und 1 (eine!) Tomatenscheibe!!!! Nachdem auch die Getränkepreise nicht gerade günstig waren, verbrachten einige von uns eine angenehme Zeit auf der Terrasse der gegenüberliegenden Pizzeria.
Am nächsten Tag war der Kummer schnell vergessen, herrlichster Dolomiten-Asphalt wartete bei wolkenlosem Himmel auf unsere warmgefahrenen Motorradreifen, 250 km Kurvengenuss ohne Ende!
Zum Mittagessen trafen die Gruppen in einer Pizzeria zusammen, allerdings alle aus verschiedenen Richtungen kommend. Der begnadete Disponent Wolfgang S., der ja alle Straßen dieser Welt aus seiner beruflichen Erfahrung kennt, wollte seinen Kameraden eine neue Route, abweichend von der Streckenplanung zeigen und kam uns daher übers Pordoijoch entgegen. Bei dieser Pause gesellte sich auch ein oberösterreichischer KTM Pilot zu uns, der uns haarsträubende Geschichten von seiner Fahrweise erzählte (mit 190 km/und ohne Luft im Vorderreifen glüht er über deutsche Autobahnen); er fuhr ein Stück über den Giau-Pass mit unserer 2er Gruppe. Anschließend beschloss er, weiter auf deutschen Autobahnen sein Handwerk zu üben und verließ uns wieder ...
Der Abend verlief diesmal angenehmer, wir durften (nach ausdrücklicher Intervention des Lebensmittelinspektors, der in der Küche Nachschau hielt) im Freien Platz nehmen. Diesmal hatte auch der Koch einen besseren Tag, und so schmeckte auch das Einheitsmenü diesmal recht zufriedenstellend. Ein paar von uns vertrieben sich die Abendeinheit (2 Stunden vor und nach Mitternacht) wiederum in der gegenüberliegenden Pizzeria. Dabei zeigten sich die seltsamen Neigungen des KTM-Fahrers Manfred B. (siehe Fotos!). 3 einheimische Custombike-Fahrer, die auf ihren Bikes „Apehanger“ (hirschgeweihartige Lenker) montiert hatten, nötigten Manfred geradezu, sich seltsame Helme aufzusetzen und waren so von uns begeistert, dass sie beim Wegfahren sogar einen „Burn-out“ versuchten, wir lagen unterm Tisch vor lauter Lachen.
Der dritte Tag begann mit einer Fahrt durch das wunderschöne Lesachtal, das aber eigentlich für ein Radrennen gesperrt war. Gott sei Dank kam dabei niemand zu Schaden, es war aber ein etwas mulmiges Gefühl, jederzeit auf der Ideallinie mit einem entgegenkommenden Radfahrer rechnen zu müssen!
Bei der Mittagspause kurz hinter Feldkirchen entdeckten wird ein tolles Lokal mit leider etwas langen Wartezeiten auf das Essen. Noch dazu gab es keine Klimaanlage, sodaß fast der gesamte Verein im überhitzten Hinterzimmer schweißperlend auf das Essen warten musste. Nur ein Vereinsmitglied wollte sich die Schwitzerei nicht antun und beschäftigte sich stattdessen im Freien mit der Erforschung von Kärntner Naturschönheiten.
In der Wettervorhersage waren für den Abend schwere Gewitter angesagt, und so schauten wir, dass wir die verlorene Zeit wieder aufholten. Dies gelang uns auch durch ein „artgerechtes Motorradhandling“. Gott sei Dank hat sich dieses "vom Gewitter davonfahren" nicht bis zu den Polizeidienststellen herumgesprochen. Die hätten mit den drei durch das Ennstal rauschenden Motorrädern einiges an Arbeit zu tun gehabt. Und unsere Geldbörsen wären um einiges leichter gewesen.
So ging unsere Ausfahrt zumindest für die 1er Partie trocken zu Ende, die nachfolgenden Gruppen wurden etwas vom Regen erwischt, allerdings muss man zusammenfassend sagen, dass wir insgesamt in den 3 Tagen fast 900 km bei herrlichster Wetterlage zurücklegten, es war eine unfallfreie Fahrt, verschiedene Lebensansichten wurden bei einem Getränk ausdiskutiert, wir hatten sehr viel Spaß miteinander und so kann man von einer sehr gelungenen Veranstaltung sprechen!
Autor: Peter Beck