Knitteln in Fischern

 

Ein nicht mehr fernes Donnergrollen im Rücken, der Himmel über Fischern in dunkles Grau gehüllt, erste Regentropfen auf seiner dunklen Sonnenbrille, Werner Sandner, Moar der Knittelgruppe I, stand stoisch ruhig am Abwurfpunkt. Die Keule – auch Knittel genannt – schwang zielorientiert in seiner rechten Hand und sein Blick – durch die dunkle Brille nicht zu sehen – war auf die 15 Meter entfernte orangefarbene Daube gerichtet, die von 17 zuvor geworfenen Knitteln zugedeckt war. Letzter Wurf, alles oder nichts, dachte Werner ...

 

Bereits zum 2. Mal – und sicher nicht zum letzten Mal – trafen sich sechs Damen und zehn Herren des MSV-Liezen, am Samstag, dem 8. Juli, auf der Knittelanlage des 1. Ennstaler Knittelclubs in Fischern. Das Knitteln war für 16:00 Uhr Ortszeit anberaumt, und als die Ersten den Weg zur urigen Klubhütte hochmarschierten, schien diese nach der Rauchentwicklung zu urteilen innerlich in Vollbrand zu stehen. Wird wohl nichts mit dem Schweinsbraten, so der erste Gedanke. Nach drei Stunden Knitteln, was 18 Bahnen entspricht, wurden wir eines besseren belehrt. Die freundliche Familie Schretthauser, die uns an jenem Tag, unter Mithilfe von Sandra, mit Flüssigkeit (Bier, Most, Radler und Mineral) versorgte, trotzte mit roten Augen der anfangs enormen Rauchentwicklung aus dem Kamin und zauberte schlussendlich einen „Fünfstern-Schweinsbraten“ auf die Teller.

„Vor vierzehn Tagen war der Schornsteinfeger da, das wird schon“, lautete der humorige Kommentar von Herrn Schretthauser zur Qualmerei.

 

Wir nahmen nach anfänglicher Stärkung ohnehin etwas entfernt von der Hütte auf den drei Knittelbahnen Aufstellung, wo wir uns für die mittlere Bahn entschieden, um notfalls links und rechts in Deckung zu gehen – man weiß ja nie. Ich, sowie einige andere Klubmitglieder, waren das erste Mal Knitteln. Nach einer Einweisung durch Sepp jun. wurden zwei Gruppen gebildet und die Moaren ermittelt. Gruppe I – die Damengruppe - wurde von Werner Sandner als Moar angeführt. Gruppe II – die zwei Damen und den kleinen „Messi“ in ihren Reihen hatte, wurde von Andreas Sölkner als Moar angeführt. Zwei Knittel-Profis (Sepp sen. und Sepp jun.) waren als Einweiser anwesend und wurden auf die Gruppen verteilt. Nachdem die Knittel (die einer Steinzeitkeule aus Holz nicht unähnlich sind) farblich markiert waren, ging es los. Alle Teilnehmer/innen waren mit Eifer bei der Sache, konnten aber in Sachen Haltungsnoten, nach dem Abwurf des Knittels, unserem Kassier Manfred B. nie das Wasser reichen. Von Telemark bis Rumpelstilzchen reichte sein gestenreiches Repertoire und sorgte oft für Heiterkeit auf der Bahn. Die Knitteln flogen wie die humorigen Kommentare rauf und runter, die Bahnen waren heiß umkämpft, doch Fairness und Spaß stand steht´s an erster Stelle. Doch siegen konnte nur eine Mannschaft, und diese war ...

 

... Werner ließ den Knittel los. Dieser drehte sich einige Male in der Luft und näherte sich rasant seinem Ziel, der orangefarbenen Daube. Atemlose Stille, sogar der Regen hielt sich für Sekunden zurück. Dann ein Aufschrei: „Des gibt´s jo nit! Des glaub´ i jetzt nit! Des ...“ Und dann war nur mehr ein verzweifeltes Augenrollen bei Moar Andreas S. zu sehen. Blitz und Donner hingegen waren der verdiente Applaus für Sandner Werner, der zum wiederholten Mal mit seinem letzten Wurf, den Sieg für seine „Damengruppe“ geholt hatte und nach einem 3:0 dem gegnerischen Moar nun grinsend seine Hand entgegenstreckte.

 

Tröstlich für die „Herrengruppe mit Damenbeteiligung“ war, dass der Schweinsbraten in der Hütte ausgezeichnet schmeckte, dass keiner Durst leiden musste und dass mit dem kleinen „Messi“ (Dominik Hammer) der Tagessieger in ihren Reihen stand. Er bekam verdient einen Pokal, da seine Würfe an Gleichmäßigkeit nicht zu überbieten waren. Und hätte Werner S. an diesem Tag nicht einen außergewöhnlichen Wurfarm gehabt ..., wer weiß?

 

Ein herzliches Dankeschön an den 1. Ennstaler Knittel Club für diese tolle Anlage; an die Familie Schretthauser für die vorzügliche Bewirtung; an Sandra für die Getränkelieferungen an die Bahnen; sowie Sepp jun. und Sepp sen. für ihre Unterstützung auf und abseits der Bahn.

 

Gruppe I:

Moar: Sandner Werner, Andrea Sölkner, Maria Stiegler, Jutta Huber, Marina Hammer, Adi Stadlmann, Manfred Bacher, Sepp jun. und Fred Stadlmann

 

Gruppe II:

Moar: Andreas Sölkner, Andrea Heinrich, Gabi Stadlmann, Dominik Hammer, Hannes Hammer, Franz Stiegler, Erich Huber, Günther Sandner, Sepp sen.

 

Autor: Alfred Stadlmann

 

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